Wir sorgen dafür, dass es gelingt

Ich erinnere mich gerade an einen Moment in meiner Ausbildung in New York, wie ein Tango-Tanz-Lehrerpaar ein Workshop gegeben haben über die Dynamik zwischen Mann und Frau, führen und folgen, und wie sie die ganze Thematik der Polarität im Vergleich zur Ko-Kreation dargestellt haben...

...dass keiner dieser beiden Parts schwächer, wichtiger, dominanter ist, sondern dass der Tango-Tanz nur gelingt, wenn beide Partner vollkommen präsent sind, das beste Beitragen fürs Gelingen des Tanzes und die Kunst mit Widerstand und Einladung und Verspieltheit beherrschen. 

 

Ich kann mich ganz gut erinnern an ein tiefes Gefühl in meinem Körper, das ich am besten beschreiben würde, wie eine Öffnung im Herzen, eine Entspannung im Rücken, ein Ausstrecken meiner Hände und das Gefühl war, es wird dafür gesorgt.

 

Ich kann es nicht anders ausdrücken. Die Erfahrung, jemand oder etwas sorgt dafür, dass es gelingt, ganz allgemein ausgedrückt. 

 

Ich lade dich ein, innezuhalten und zu spüren, wann hattest du das letzte Mal dieses Gefühl. Es kann mit dir alleine sein, in einer Situation im Alltag, mit deinem Partner, jetzigen oder vergangenen Partner, mit deinen Kindern, mit deinem Arzt, Therapeut oder was auch immer. 

 

Wann hattest du dieses Gefühl von, ‘es wird dafür gesorgt, dass es gelingt.’

 

Und lass uns mal in dieses Gefühl eintauchen. 

 

Es fühlt sich an wie ein menschliches Grundbedürfnis, das wir erleben wollen oder müssen, das dafür gesorgt wird, dass es gelingt. 

 

Und was löst es aus in dir, an Gedanken, an Gefühle, an Empfindungen?

Es wird dafür gesorgt, dass es gelingt. 

 

Vielleicht weisst du das schon, aber ich habe so eine wahnsinns Faszination für Pferdeflüsterer oder Hundeflüsterer, die das Wesen dieser Tiere so gut kennen, das Feld, ihre Bewegungen, ihr Wesen so gut lesen können, dass sie eine tiefe telepathische Verbindung zu diesen Tieren entwickeln. Das fasziniert mich, es hat so viele Parallelen zur Intimität, nur haben wir es mit Menschen zu tun, die ein anderes Bewusstsein noch mitbringen und natürlich auch eine andere Prägung.

 

Wenn ich eine Pferdebesitzerin wäre und mit meinem Pferd stimmt etwas nicht, und ich weiss, es gibt diesen wahnsinns Pferdeflüsterer irgendwo am anderen Ende der Welt, vielleicht nicht gerade am anderen, aber irgendwo in Europa, und ich müsste mich anmelden und die Reise auf mich nehmen, und ich würde dort ankommen und fühlen und spüren und erleben, dass dafür gesorgt wird, dass es gelingt. Und dass ich als Pferdehalterin eine Mischung aus Hoffnung und Dankbarkeit und Wertschätzung und Hingabe mitbringe, weil ich will, dass sich das Problem löst, und da ist jemand, der mehr weiss als ich, und mir das Gefühl gibt durch sein Wissen, dass er dafür sorgt, dass es gelingt zu seinen besten Möglichkeiten. 

 

Jetzt ist diese Situation, die ich beschrieben habe, nicht ganz dasselbe wie eine Partnerschaft. Wenn wir einmal die Dynamik herausnehmen von, ich habe ein Problem, ich suche jemanden, der mir hilft, lassen wir mal diesen Aspekt weg und nehmen nur diese Öffnung von, ‘ich öffne mich dafür, dass dafür gesorgt wird, dass es gelingt’.

In anderen Worten, ich öffne mich dafür, dass ich dafür sorge, dass es gelingt. Und ist es nicht dieses Gefühl, das gute Eltern den Kindern vermitteln, von klein auf, was auch immer geschieht, ich sorge dafür, dass es gut kommt, ich suche eine Lösung, du bist geliebt und gefordert zugleich…

 

Dieses Gefühl von, du bist sicher, du bist geliebt, du bist frei zu sein, wie du bist, und achte darauf, was dein Beitrag ist fürs Gelingen der Familie ist.

 

Zumindest habe ich so meine Kinder begleitet. So diese Gewissheit, alle Beteiligten sorgen dafür, dass es gelingt. 

Fühle einmal, wie dein Körper darauf reagiert. 

 

Es wird dafür gesorgt, dass es gelingt. Ich sorge dafür, dass es gelingt. Es kann sein, dass das allerlei Gefühle und Reaktionen auslöst. 

 

Vielleicht hattest du das gar nie, Menschen in deinem Leben, die dir das Gefühl geben, ‘Hey, was auch immer ist, wir suchen einen Weg und wir sorgen dafür, dass es gelingt.’

 

Vielleicht löst es Trauer aus oder Wut, Enttäuschung, Sehnsucht. Vielleicht fühlen wir uns ertappt und merken, oh, wie ist es denn bei mir? Bringe ich das mit in Partnerschaft? Kann ich sagen, ‘Hey, ich gebe mein Bestes, damit es gelingt. Ich sorge dafür, dass ich selbstreflektiert bin und gebe mein Bestes, so gut ich kann, damit ich sicherstellen kann, dass es gelingt, so gut wie es geht.’

 

Auch das kann Verschiedenes auslösen, wenn wir zurückschauen und merken, wie unbewusst wir gehandelt oder entschieden haben und merken, da war ich wie ein tausendschwerer Rucksack für meinen Partner, anstatt zu ko-kreieren. 

 

Und vielleicht fühlen wir Scham oder einen Verschluss im Körper, ‘das lasse ich nie wieder zu.’ Oder wir fühlen uns schuldig. 

 

Das ist ja nicht der Sinn von Bewusstseinsentwicklung, dass wir uns schuldig fühlen oder beschämt fühlen oder Angst entwickeln, dass das nie gelingen wird. 

 

Nein, solche Erkenntnisse sind ja dazu da, sie als Einladung zu erkennen, ’Ah, da gibt es bestimmt andere Wege, die mir nicht mitgegeben, nicht vorgelebt worden sind, aber die ich durchaus lernen kann, damit es gelingt.’

Und nun stelle dir vor, dein Privatleben vibriert in dieser Frequenz von ‘wir sorgen dafür, dass es gelingt.

 

Ich muss nicht perfekt sein, ich muss nicht performen, ich muss niemand retten und ich habe keine therapeutische Rolle wie ein Pferdeflüsterer, aber ich bringe die Sensitivität mit, ich bringe die Selbstkenntnis mit, ich bringe die Ehrlichkeit und Transparenz mit und sorge dafür, dass es gelingt. Für mich, für den anderen, für die Begegnung, das Projekt, die Partnerschaft, was auch immer es ist, mit.’